Wie Kräne intelligenter werden

Wie Kräne intelligenter werden
Der Salzburger Kranhersteller tüftelt an Kränen, die nicht umfallen können

Der Ex hat groß eingekauft, der Neue räumt auf. Nach dem Abgang von Palfinger-Chef Herbert Ortner hat sein Nachfolger Andreas Klauser alle Hände voll zu tun. Nachdem Ortner aus einem Exportunternehmen einen global aufgestellten Konzern geformt hat, ist bei dem Kranhersteller aus Bergheim bei Salzburg Konsolidierung angesagt.

Und das ist eine andere Managementaufgabe, für die es andere Erfahrung braucht. Klauser, der zwölf Jahre mit Fiat-Chef Sergio Marchionne zusammengearbeitet hat und im Industriekonzern CNH des Fahrzeugherstellers Fit im Vorstand saß, hat Erfahrung damit. „Jetzt geht es darum, Synergien zu nutzen und zentraler zu führen“, sagt der gebürtige Oberösterreicher.

Er will die Manager in den Regionen aktiv sein lassen, in der Zentrale aber genauer wissen, wohin die Reise geht. Denn der Umsatz hat sich zwar wie geplant entwickelt und lag 2018 nach drei Quartalen bei rund 1,2 Milliarden Euro, der Gewinn ist jedoch nach neun Monaten um 4,4 Prozent auf 48,3 Millionen Euro zurückgegangen. „Hier ist noch einiges zu heben. In zwei Jahren rechnen wir mit Kostensenkungen von gut vier Prozent“, sagt Klauser.

Nicht zurücklehnen

Die Aufgabe, so viele weltweite Geschäftsstellen und verschiedene Geschäftsbereiche zusammenzuführen, ist komplex. Klauser will beispielsweise Hydraulikpumpen nicht mehr an mehreren Orten, sondern in einem Kompetenzzentrum produzieren. Die Konsolidierung soll ohne Mitarbeiterabbau gelingen, derzeit hat Palfinger 11.000 Beschäftigte. „Beim Marktanteil wollen wir zulegen, mit Zurücklehnen wird es also nichts“, sagt Klauser.

Bei den klassischen Lade-, Forst- und Recyclingkränen ist das Unternehmen weltweit die Nummer eins, bei Hubbühnen die Nummer drei. Das Geschäft mit Letzteren will der neue Chef in Nordamerika ausbauen. Während der Bereich „Land“ gut läuft, ist der zweite Bereich „Sea“ – Kräne, die am Wasser eingesetzt werden – schwieriger.

„Das Geschäft ist volatiler, weil es stark am Ölpreis hängt“, erklärt Klausner. Von den circa 300 Ölplattformen sei derzeit nur rund ein Fünftel in Betrieb. Wenn der Ölpreis wieder steige, könne man mit mehr Absatz rechnen. Klauser ist auch zuversichtlich, die Servicierung dieser Plattformen ausbauen zu können.

Mehr Freiheit für Kreativität

Große Impulse soll das Innovationszentrum Palfinger 21st bringen, das im Start-up-Hub weXelerate untergebracht ist. Hier wird nach neuen Geschäftsmodellen gesucht, nach allem, was zu Palfinger passt, sagt Klauser. Palfinger 21st sei bewusst nicht in der Zentrale angesiedelt, um der Kreativität mehr Freiheit zu geben.

Ein Produkt ist zum Beispiel eine Drohne, die erkennt, ob ein Bauwerk ein Sanierungsfall ist oder nicht. Klauser hat das Projekt nach dem Brückeneinsturz in Genua vorangetrieben. In Kürze soll ein international tätiges Statikunternehmen übernommen werden, das die Aus- und Bewertung von Daten übernimmt.

Nachhaltiger Schaden

Ein anderes Projekt ist eine Datenbrille für die Wartung von Geräten. Der Kunde kann damit mit Experten des Kranherstellers kommunizieren, die ihm in Echtzeit Anweisungen für die Wartung oder Reparatur geben. „Digitalisierung ist in der Kranindustrie noch nicht state-of-the-art“, sagt Klauser. Auch hier sei mit Hilfe von Sensoren noch viel zu holen, zum Beispiel Systeme, die das Umkippen von Kränen verhindern.

Zum Thema Russland-Sanktionen findet Klauser klare Worte. Diese würden Europa nicht helfen, sondern nachhaltig schaden und Russland stärken. „Da in Russland die lokale Produktion sichergestellt werden muss, werden wegen der Sanktionen lokale Lösungen gesucht und auch gefunden.“ Für Europa würden dadurch ganze Märkte ausgelöscht. Denn wenn ein europäischer Lieferant nach drei Jahren wieder nach Russland zurückkehre, könne es sein, dass man ihn gar nicht mehr brauche.

Seinen Ausblick kann das dennoch nicht trüben. Das Umsatzziel soll 2018 mit 1,5 Milliarden Euro erreicht werden, beim Ergebnis liege man ebenfalls im Plan. „Für 2019 sehe ich ein relativ stabiles Marktumfeld“, sagt Klauser.

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