Chemiker Uwe Rinner ist ein Glücksfall für das IMC Krems

Erstellt am 26. Mai 2023 | 07:00
Lesezeit: 3 Min
IMC - Applied Chemistry - Uwe Rinner
Uwe Rinner (rechts) leitet den Bachelorstudiengang Applied Chemistry sowie das Institut Applied Chemistry am IMC Krems.
Foto: IMC Krems
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Die Faszination für das Fach Chemie und den Beruf des Chemikers weiterzugeben, hat sich Uwe Rinner zur Aufgabe gemacht.

Uwe Rinner ist ein Glücksfall für das Fach Chemie und sein Fach ein Glücksfall für ihn. Die Begeisterung entzündete sich als Kind an einem Chemie-Baukasten, loderte als Gewinner mehrerer Chemie-Olympiaden weiter und die wissenschaftliche Neugier des organischen Chemikers brennt lichterloh.

Seit 2018 jedes Jahr 55 Studenten

Der Studiengangsleiter für den Bachelor in Applied Chemistry an der IMC Fachhochschule Krems ist gefühlt jede wache Stunde damit beschäftigt, angewandte Chemie unter die Leute zu bringen. Dieser englischsprachige Bachelor-FH-Studiengang ist sein „Brainchild“, wiewohl in den Entstehungsprozess viele Einflussfaktoren, Vorgaben, Ideen und Menschen involviert waren. Seit 2018 beginnen nun jedes Jahr 55 Studierende eine breite Ausbildung, die auf Schwerpunkte der chemischen Industrie in Österreich eingeht und so die Nachwuchskräfte für den Standort ausbildet.

Für jedes Alter die richtigen Themen

Uwe Rinner geht in Schulen, engagiert sich in der Lehrerfortbildung, hat eine Weiterbildung in Oberflächenchemie für Mitarbeiter der chemischen Industrie ins Leben gerufen, forscht selbst, leitet ein Institut und arbeitet ehrenamtlich für die Chemie-Olympiade, wo er sich unter Gleichgesinnten sehr wohl fühlt. Wie begeistert er nun konkret Zehnjährige? „Ich stelle Fragen und wenn wir ein Beispiel aus ihrem Alltag gefunden haben wie Farben, Medikamente oder Seife, erkläre ich, was das chemisch gesehen ist und wie sich ein Chemiker damit beschäftigen würde.“ Teenager holt er eher mit drängenden Fragestellungen wie Klimawandel, Umweltschutz und nachwachsende Rohstoffe ab und den Antworten der Chemie darauf. Uwe Rinner will nicht nur Einzelne begeistern, die Industrie als Arbeitsplatz vorstellen und Studierende rekrutieren. Seine große Mission ist es, die Skepsis gegenüber Naturwissenschaften in Österreich abzubauen.

„Erfahren in Chemie mehr über das Leben!“

Chemie ist die Welt der Stoffumwandlungen, in der zwei oder mehr Moleküle miteinander reagieren und etwas Neues ergeben. Rinner: „Wir erfahren dadurch mehr über das Leben selbst, über Entstehungsprozesse und wie wir von uns benötigte Werkstoffe und Produkte herstellen können.“ Neue Eigenschaften zu finden, neugierig auf das Ergebnis eines Prozesses zu sein, ist sein starker Antrieb: „Wir werden am IMC mit den neuen Laboren an kreislauftauglichen, umweltschonenden Werkstoffen arbeiten, die wir mit nützlichen Funktionen versehen wie Wandfolien, die Strom erzeugen oder winzige Sensoren für die Blutanalyse.“

Von Graz über USA und Oman nach Krems

Der Steirer studierte Technische Chemie an der TU Graz, war für das Doktorat an der University of Florida (USA), im Post-Doc an der Brock University in Ontario (Kanada) und der Universität Wien, wo er fünf Jahre am Institut für Organische Chemie arbeitete. 2015 habilitierte er sich an der Universität Linz und war vor dem Engagement in Krems drei Jahre Associate Professor an der Sultan Qaboos University im Oman. Seine Motivation als Weltenbummler in der Wachau sesshaft zu werden war definitiv „ein Angebot zu entwickeln, das es vorher nicht gegeben hat, es mit meinen Erfahrungen aus verschiedenen Institutionen bestmöglich zu planen und aufzubauen.“ Wir erinnern uns: etwas Neues zu generieren hat ihm immer Spaß gemacht.

„Umweltgedanke wird immer mitgedacht“

Was unterscheidet nun den Bachelor in Applied Chemistry von anderen Studienangeboten? Der Beipackzettel umfasst vier wichtige Wirkungen und Nebenwirkungen. Es ist eine komplett englischsprachige und zunächst breitgefächerte Ausbildung, in der man alle Bereiche der Chemie kennenlernt und im „Labor-Handwerk“ praktisch geschult wird, ergänzt um Qualifikationen wie der computergestützten Verarbeitung von Daten. Im sechsten Semester werden mit organisch-pharmazeutischer Chemie und instrumenteller Analytik zwei Branchenschwerpunkte der heimischen Österreich angeboten. „Nicht zuletzt zieht sich der Umweltgedanke mit Recycling, Ersatzstoffen, nachwachsenden Rohstoffen, Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz durch alle Bereiche“, unterstreicht Rinner. „Er wird stets mitgedacht und mitvermittelt, nicht nur in Spezialmodulen!“ Drittens ist es die Überschaubarkeit des Standorts, der einen individuellen Zugang zu den Interessen der Studierenden ermöglicht.

Vorfreude auf neue Labore ab Sommer

Im anwendungsorientierten Praktikum arbeiten diese sechs Monate in Firmen und Instituten und dürfen aus dieser Kooperation ihre Bachelorarbeit schreiben, wobei auch schon wissenschaftliche Publikationen daraus entstanden sind. Am Studiengang unterrichten Lehrende aus Akademie und Industrie: „Unsere Studierenden lernen viele – auch internationale – Leute kennen und bauen sich ein interessantes Netzwerk für ihre Berufspraxis auf.“ Das Angebot nutzen aktuell rund 30 % internationale Studierende, das Geschlechterverhältnis im Studiengang ist – wie auch am Institute for Applied Chemistry – ausgeglichen, was in der Naturwissenschaft noch nicht selbstverständlich ist. Auf die Eröffnung des Neubaus am Campus im Sommer, in dem große Laborflächen vorgesehen sind, freut sich Rinner unbändig. Dort will er in der Lehre noch einmal richtig durchstarten ...